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«Die Fotografie bereichert mein Leben»

Interview mit Hobbyfotografin Claudia Räss, die mit ihrem Foto «Hände» die Kategorie «Tiere» beim CEWE Photo Award gewonnen hat.
«Hände», © Claudia Räss
«Hände», © Claudia Räss

Frau Räss, herzlichen Glückwunsch zum Sieg in der Kategorie «Tiere»! Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.

Vielen Dank! Ich heisse Claudia Räss, komme ursprünglich aus Trier an der Mosel und wohne schon seit 1986 in der Schweiz. Wir wohnen in Appenzell, relativ beschaulich und ruhig. Ich bin Mutter von drei erwachsenen Söhnen. Beruflich bin ich gelernte Krankenschwester und habe mich zur Komplementärtherapeutin weitergebildet. Mittlerweile führe ich seit 25 Jahren eine eigene Massagepraxis und es bereitet mir nach wie vor grosse Freude. Da wir sehr ländlich wohnen sind wir viel in der Natur unterwegs, was uns sehr wichtig ist. Wir sind viel im Garten, gehen wandern oder sind mit dem Fahrrad auf Tour.

Fotografin Claudia Räss, © Maurus Räss
Fotografin Claudia Räss, © Maurus Räss

Was schätzen Sie an Ihrer Wahlheimat in Appenzell?
Dass wir direkt von der Natur umgeben sind. Ich schaue aus dem Fenster und sehe den Säntis, grüne Hügel und höre die Kuhglocken (lacht). Das bedeutet für uns Lebensqualität und das möchte ich nicht missen.

Wenn Sie so viel in der Schweiz unterwegs sind, fotografieren Sie dann regelmässig und nehmen die Kamera auf Ihre Ausflüge immer mit?
Wenn wir unterwegs waren, habe ich normalerweise mit dem Handy fotografiert. Bevor wir jedoch 2021 unsere Reise nach Uganda angetreten sind, habe ich mir noch eine Kamera im Fotogeschäft gekauft, da ich von dieser Reise nicht nur Handybilder haben wollte. Seitdem nehme ich die Kamera in den Ferien immer mit und auch wenn wir unterwegs sind, habe ich sie immer mal wieder mit dabei.

Das Fotografieren scheint Ihnen sehr zu liegen. Hatten Sie schon immer ein gutes Auge dafür?
Ich habe mit der Fotografie begonnen, als meine Kinder auf die Welt gekommen sind. Ich wollte die einmaligen Momente mit der Kamera festhalten. Damals war die Fotografie noch eine ganz andere. Man hatte eine limitierte Anzahl an Bildern, konnte sich die Bilder danach nicht direkt anschauen und hat sich dadurch ganz genau überlegt, was man fotografieren möchte. Bis die Bilder im Fotostudio entwickelt wurden, war die Spannung immer sehr gross, ob sie gut geworden sind.

Dieser Hintergrund spielt sicher eine Rolle in der Art, wie ich heute fotografiere. Zudem mag ich Details sehr gerne, wahrscheinlich kommt das durch meinen Beruf. Ich beobachte sehr gerne und nehme Kleinigkeiten auch sehr gut wahr. Die Details mit der Kamera festzuhalten ist auch das, was mir Freude bereitet.

Was bedeutet Fotografie für Sie?
Für mich haben die Bilder, die durch die Fotografie entstehen, eine besondere Bedeutung. Ich schaue mir die Fotos oft an, dann kommen die Erlebnisse wieder hervor und es ist nochmal intensiver. Ich erinnere mich an den Moment zurück und kann die Freude deutlich spüren. Meine Erinnerungen mit der Fotografie festzuhalten, das bereichert für mich das Leben und macht mich einfach glücklich.

Haben Sie einen Lieblingsort, an dem Sie gerne Fotografieren?
Wir sind viel bei uns in der Heimat rund um Appenzell unterwegs und ich liebe es, dort zu fotografieren. Im Alpstein mit der wundervollen Natur Fotos zu machen, macht wirklich viel Freude. Seltene Pflanzen wie Alpenrosen, Enziane oder der Türkenbund sind dort zu finden, die nehme ich auch mal gerne in den Fokus. Oft sieht die Natur an der gleichen Stelle immer wieder anders aus. Das finde ich sehr faszinierend und greife deshalb jedes Mal erneut zur Kamera.

Blick auf den Säntis, © Claudia Räss
Blick auf den Säntis, © Claudia Räss

Auch Ihr Siegerfoto ist ein Motiv aus der Natur. Erzählen Sie uns, wie und wo das Foto entstanden ist.
Es war schon immer ein Wunsch von uns, nach Uganda zu reisen und die ganzen Tiere, Giraffen, Elefanten und vor allem die Gorillas und Schimpansen zu sehen. Vor Ort waren wir im Kibale Nationalpark. Wir waren nur zu zweit mit dem Führer unterwegs und sind gemeinsam mit ihm durch den Regenwald gelaufen.

Wir hatten dann nach einer Dreiviertelstunde das Glück, Schimpansen zu sehen. Zuerst waren sie auf dem Baum, denn es war alles sehr nass. Wir sind dann ein Stück weiter zu einem Podest gelaufen, in der Hoffnung, dass sie dort hinkommen, wenn es trockener wird. Wir hatten dann das Glück, dass eine relativ grosse Schimpansengruppe bis auf zwei Meter an uns herangekommen ist. Sie haben sich niedergelassen und mit der Fellpflege begonnen. Während diesem Ritual ist das Foto entstanden. Ich fand besonders faszinierend, dass der eine dem anderen das Fell gepflegt hat und dabei seine Hand nach oben gehalten hat. Die Hände sind komplett entspannt und beide haben es einfach genossen.

Spannend, dass Sie in diesem Moment nicht das grosse Ganze fotografiert haben, sondern die entspannten Hände.
Ja, das kommt glaube ich durch meinen Beruf. Ich behandle sehr viele Leute die extrem angespannt sind. Wenn ich bei ihnen die Arme hochhebe oder mit Bewegung arbeite, sind sie oft ganz angespannt. Deshalb war ich von dieser natürlichen Entspannung so beeindruckt. Es war für mich einfach schön zu sehen, dass sie diese Pflege so geniessen können.

Was macht das Foto für Sie besonders?
Die Erinnerungen die ich damit verbinde. Es war eine spezielle Reise, die einen auch sehr nachdenklich macht, was den Natur- und Umweltschutz betrifft.

Uganda ist ein Land reich an wundervoller Natur. Wenn ich das Foto anschaue, löst das ganz viel Freude aus. Mir kommen dann direkt die ganzen Erinnerungen an die Reise in den Sinn und was wir dort alles erlebt haben. Es spielt sich dann ein innerer Film in meinem Kopf ab, wie das Foto entstanden ist. Das Bild bedeutet für mich auch in dem Moment zu sein.

Und was gefällt Ihnen an Ihrem Foto am besten?
Die Hand an sich. Man sieht alle Details wie die Nägel oder die Haare und sie ist unserer menschlichen Hand sehr ähnlich. Das alles zusammen mit dem Lichtspiel im Wald macht das Foto für mich sehr besonders.

Was war die Herausforderung bei diesem Foto? 
Gerade die Lichtverhältnisse im Wald sind nicht immer ganz so einfach. Wir haben im Bwindi Nationalpark auch Gorillas gesehen, wo wir starkes Gegenlicht hatten. In der freien Natur, mitten zwischen den verschiedensten Tieren, ist es nicht immer möglich die Position zum Fotografieren zu ändern, um die ideale Perspektive oder die perfekten Lichtverhältnisse zu finden. Deshalb muss man aus dem Moment das beste Foto herausholen. Ich bin froh, dass das in diesem Augenblick so gut gelungen ist.

Fotografieren Sie des Öfteren Tiere? Und haben Sie speziell zur Tierfotografie noch bestimmte Tipps?
Tiere und Natur fotografiere ich sehr oft, vor allem hier in der Schweiz. Bei unserer Reise in Uganda haben wir aber auch sehr viele Vögel fotografiert. Insgesamt ist es sehr spannend Tiere zu fotografieren, da sie in Bewegung sind und es gilt, den richtigen Moment abzupassen. Ich erinnere mich noch zurück, dass ich in Uganda unbedingt ein Foto von einem Flusspferd mit einem offenen Mund machen wollte. Das war echt schwierig (lacht). Da gibt es einige Herausforderungen, vom schaukelnden Schiff bis zur richtigen Kopfposition des Tieres. Nicht verzweifeln und geduldig sein, das ist sehr wichtig in der Tierfotografie.

Wie fühlt es sich denn an, beim grössten Fotowettbewerb der Welt unter den zehn besten Teilnehmenden zu stehen? Es wurden ja über eine halbe Million Fotos eingereicht!
Irgendwie surreal und unglaublich. Ich kann es noch gar nicht realisieren. Meine Familie hat es mir im ersten Moment auch nicht geglaubt (lacht). Ich habe mir dann auch nochmal die Fotos in der Kategorie Tiere angeschaut und da sind wirklich irrsinnige Aufnahmen dabei. Dass mein Foto ausgewählt wurde, war eine grosse, wunderschöne Überraschung.

War das Wettbewerbsmotto «Our world is beautiful» für Sie eine Art Inspiration? Was bedeutet das Motto für Sie?
Ja, unsere Welt ist wunderschön und ich finde es wichtig, dass wir lernen, wieder besser hinzuschauen. Die Menschen sind mittlerweile so schnell unterwegs und vieles ist kurzlebiger. Viele haben verlernt, Dinge wahrzunehmen. Wenn man die Sachen nicht wahrnimmt, kann man sie auch nicht wertschätzen. Dann kann man auch keine Sorge für unsere Umwelt tragen. Bezugnehmend auf das Foto: Ich schaue mir die Hand an und denke daran, was für ein grossartiges Werkzeug die Hand ist. Wie differenziert wir die Hand benutzen können und wie nah wir den Schimpansen doch sind.   

CEWE steht für Fotoprodukte zum Anfassen, wie das CEWE FOTOBUCH. Welchen Wert hat für Sie ein Foto, das Sie in die Hände nehmen können? Und was machen Sie aus Ihren eigenen Fotos?
Ich habe bereits ein Reisefotobuch von Neuseeland und Fotobücher von den Kindern von der Geburt an gestaltet. Hierfür habe ich die alten Fotos abfotografiert und eingescannt. Ein Fotobuch von der Familiengeschichte habe ich auch schon gemacht. Das Haptische ist für mich etwas ganz Besonderes, weil ich blättern und auf den Seiten verweilen kann. Ich kann mit dem Fotobuch meine Geschichte erzählen und gestalten und erlebe die Reise nochmal.

Zum Schluss noch eine Frage: Welche Ratschläge haben Sie für Anfänger in der Fotografie?
Ich finde es immer hilfreich, sich genau zu überlegen, was man fotografieren möchte. Nehmen Sie bewusst Details auf und schauen Sie, was das mit Ihnen macht. Ich taste mich meistens mit vielen Ausschnitten – von weit weg bis ganz nahe – an die perfekte Einstellung heran und schaue, wie welche Aufnahme wirkt und was mir am besten gefällt.

Vielen Dank für das Interview!

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