Auftragsstatus
Persönliche Beratung
043 5500 564

Mein Konto

Bitte wählen Sie...
Beim Abmelden werden alle nicht gespeicherten Projekte und Ihr Warenkorb aus Sicherheitsgründen gelöscht.

Die perfekte Millisekunde eingefangen

Der Schweizer Adrian Flütsch wird mit seinem winterlichen Actionfoto zum internationalen Monatsgewinner beim CEWE Photo Award. Im Interview erzählt er, wie das spektakuläre Foto entstanden ist und wie er mit der Fotografie Momente «einfriert».
CEWE Photo Award Monatsgewinner im Januar 2023: «Backflip in the Sunset» von Adrian Flütsch
CEWE Photo Award Monatsgewinner im Januar 2023: «Backflip in the Sunset» von Adrian Flütsch

Herr Flütsch, herzlichen Glückwunsch zum Monatsgewinn! Stellen Sie sich doch kurz vor.

Mein Name ist Adrian Flütsch und ich wohne mit meiner Partnerin in Graubünden, genauer gesagt in Lenzerheide, wo ich auch aufgewachsen bin. Seit über 10 Jahren bin ich selbstständiger Fotograf (www.sundroina.ch) und zwischenzeitlich auch Dozent für Fotografie.

Portrait von Fotograf Adrian Flütsch, © Adrian Flütsch
Fotograf Adrian Flütsch, © Adrian Flütsch

Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?

Eigentlich über das Snowboarden. Die Anfänge waren mit einer ganz einfachen, analogen Kamera, die man am Kiosk kaufen konnte. Man musste sie aufziehen, wenn man ein Foto machen wollte. Da hat man dann einen 24er Film mitgenommen und war überglücklich, wenn ein Foto dabei anschaulich herausgekommen ist. Es hat mich einfach fasziniert, vor allem die Möglichkeit, Momente «einzufrieren». Momente, die das menschliche Auge gar nicht in ihrer ganzen Schönheit wahrnehmen kann. Wenn zum Beispiel der Schnee spritzt und man diese einzelnen Schneebrocken einfängt, die Zeit sozusagen anhält. Wenn man als Beobachter daneben steht, nimmt man das gar nicht so genau wahr, das hat eine ganz andere Wirkung. Mit der Fotografie kann ich die Zeit «einfrieren».

Genau wie in diesem beeindruckenden Foto. Wie ist es entstanden?

Das Foto ist entstanden während ich mit ein paar Freunden beim Freeriden unterwegs war. Wir haben die letzte Abfahrt geplant und dabei eine tolle Stelle gefunden, wo man rausspringen konnte, ohne etwas vorzubereiten. Das war einfach naturgegeben. Ein guter Kollege von mir hat sich dann an einem Backflip versucht und ich war genau an der richtigen Position und konnte das so einfangen. Ein klassisches Beispiel von «Zur rechten Zeit am rechten Ort» und dann noch die Kamera dabei. Das Foto war gar nicht geplant, wir haben auch im Vorab nicht beschlossen, dass wir heute besonders spektakuläre Bilder machen wollen. Das ist einfach aus dem Moment heraus so entstanden.

Und direkt beim ersten Versuch ist so ein besonderes Foto herausgekommen?

Ja, an dieser Stelle sind dann auch noch zwei weitere Kollegen gesprungen, die habe ich ebenfalls fotografiert. Aber dieses Bild war das beste von den drei.

Welche Region ist auf dem Foto zu sehen?

Ich habe das Foto bei mir in der Nähe gemacht, also in der Region Lenzerheide. Das schätze ich natürlich sehr an meiner Heimat: Da können wir mit der Bahn auf den Berg und dann mit dem Snowboard durch den Tiefschnee quasi bis vor die Haustür fahren.

Was gefällt Ihnen persönlich an Ihrem Foto am besten?

Diesen besonderen Augenblick im Schnee festzuhalten, und dass dabei alles so kristallklar wirkt. Mit der kurzen Belichtungszeit wird der Moment quasi festgefroren. Mir gefällt auch die Position, die er beim Sprung einnimmt. Diese Körperhaltung, dieses Nach-Vorne-Drücken, das Schwunghafte. Als würde er über das Bild hinwegfliegen. Dazu die Weitsicht, im Hintergrund das Tal und die Sonne im Gegenlicht, die den Schnee noch mehr zum Scheinen bringt. Der Tiefschnee und die Sonnenuntergangsstimmung – einfach das Gesamtbild, das diesen besonderen Moment widerspiegelt.

Was war die Herausforderung an diesem Foto?

Für so ein Foto braucht man das Glück, genau die perfekte Millisekunde zu erwischen und dabei die richtige Kamera-Einstellung getroffen zu haben. Ich habe eine kurze Verschlusszeit gewählt, aber trotzdem die Blende etwas geschlossen, damit die Tiefenschärfe hoch genug ist. Normalerweise ist es nicht so leicht, im Gegenlicht zu fotografieren, weil das Motiv im Vordergrund schnell zu dunkel erscheint. In diesem Fall kam mir aber der Schnee zugute. Er reflektiert das Sonnenlicht und so brauchte ich keine zusätzlichen Hilfsmittel, um die Person aufzuhellen.

War Ihnen sofort klar, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Foto handelt?

Nein, das kam erst später. Wir waren ja mitten in der Abfahrt und haben unterwegs noch weitere Zwischenstopps gemacht. Da können schnell mal 200-400 Bilder entstehen. Zuhause sichtet man dann das Bildmaterial und schaut, ob etwas Gutes dabei ist. Meistens hat man von einer ganzen Wintersaison am Ende nur etwa fünf bis zehn Top-Bilder, obwohl man vielleicht 40 Mal unterwegs war. Das ist also schon aussergewöhnlich. Es ist kein Motiv, das man einfach so nachstellen könnte. Das macht es, denke ich, so besonders.

Wie ist es denn, mit der Kamera im Schnee unterwegs zu sein? Haben Sie dafür besondere Ausrüstung?

Ich habe einen speziellen Kamera-Rucksack fürs Freeriden, wo zum Beispiel auch mein Sicherheitsequipment mit drin ist. Da ist die Kamera gut geschützt und mittlerweile bin ich es schon gewohnt, sie immer dabei zu haben. Man sollte dabei beachten, dass man den Akku in den Foto-Pausen eher an seiner Person trägt und nicht im Rucksack lässt. Dort kann er bei kalten Temperaturen schnell kaputt gehen und das wäre ja schade.

Haben Sie Tipps für gelungene Winter-Actionfotos?

Ich persönlich fotografiere gerne mit einem Weitwinkelobjektiv, so im Rahmen von 17-50mm Brennweite. Ich finde es meistens schöner, wenn man etwas näher dran ist. Aber das ist Geschmackssache und natürlich situationsabhängig.
Man kann auch mit der Serienbildfunktion arbeiten, aber das mache ich persönlich nicht gerne. Da rattert die Kamera nur so durch. Dass dieses Bild als einzelne Aufnahme entstanden ist, macht es für mich noch etwas spezieller.

Was bedeuten Ihnen Ihre Fotos?

Ich schaue die Fotos immer gerne an, um in Erinnerungen zu schwelgen. In diesem Fall denke ich an den Tag zurück, an die schöne Abfahrt, an die Leute, die dabei waren. Bei diesem Bild ist es natürlich sehr speziell, weil es so gut gelungen ist und jetzt zudem mit dem Monatsgewinn verknüpft ist.

Wann wird für Sie ein Foto zum Bild?

Wenn es das gewisse Etwas ausstrahlt. Wenn es einen Moment einfängt und versucht die Zeit anzuhalten. Etwas, das nicht reproduzierbar ist. Im persönlichen Bereich sind das für mich oft Familienfotos, Fotos von guten Freunden und Angehörigen. Zum Beispiel von Festen, auch als Erinnerungsstütze. Die landen bei mir dann auch mal in einem Fotobuch. Bei mir im Wohnzimmer hängen dagegen manche meiner Landschaftsfotos als Wandbilder.

Haben Sie sich denn gute Chancen ausgemalt, als Sie das Bild eingereicht haben?

Eigentlich nicht. Es ist einfach ein Foto, was mir persönlich sehr gut gefällt. Deshalb habe ich mich dazu entschieden es einzureichen. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es zu einem der Monatsgewinner wird. Deshalb ist es jetzt umso schöner, dass es so unerwartet geklappt hat.

Wie haben Sie reagiert, als Sie von dem Monatsgewinn erfahren haben?

Ich habe mich natürlich riesig gefreut, aber ich glaube, ich habe es noch gar nicht komplett realisiert. Natürlich habe ich auch gleich meiner Partnerin davon erzählt und meine Freude geteilt. Auf Instagram haben ebenfalls sehr viele Leute reagiert und mir gratuliert, das war natürlich schön.
Ich weiss selbst aus Erfahrung, dass Fotos auch immer eine Frage des Geschmacks sind. Es gibt Bilder, die gefallen mir persönlich extrem gut und jemand anderes kann gar nichts damit anfangen. Und umgekehrt genauso. Das ist immer spannend. Deshalb weiss ich es umso mehr zu schätzen, dass die Jury sich ausgerechnet für mein Foto entschieden hat.

Als Dozent haben Sie sicher selbst Erfahrung mit dem Bewerten von Bildern, oder?

Ja, das hat mir auch gezeigt, dass es aus meiner Sicht kein Richtig oder Falsch gibt. Man kann nicht objektiv sagen, dass ein Portrait immer mit einer bestimmen Einstellung gemacht werden muss. Das ist künstlerische Freiheit und die ist immer ein bisschen subjektiv. Für mich war als Dozent nur wichtig, dass man argumentieren kann, warum man es so gemacht hat. Wenn zum Beispiel ein bestimmter Effekt erzielt werden soll – warum dann nicht auch mal unkonventionell fotografieren?

Noch eine Frage zum Schluss: Welchen Tipp würden Sie Fotografie-Anfängern geben?

Üben, üben, üben – und am besten nur im manuellen Modus fotografieren, denn aus Fehlern lernt man.

Vielen Dank für das Interview!

Adrian Flütsch im Web: https://www.sundroina.ch/
Adrian Flütsch auf Instagram: @sundroina_pictures

Entdecken Sie weitere spannende und Ideen gebende Interviews

Machen Sie Ihre Aufnahmen zum besonderen Hingucker