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Wie Fotos Emotionen und Erinnerungen aufleben lassen

Marco Gerber aus dem Zürcher Oberland ist mit seinem Foto «Einsam im Ozean.» unter den Top 30 beim CEWE Photo Award 2023 gelandet. Über eine halbe Million Einreichungen aus der ganzen Welt machten den CEWE Photo Award zum weltweit grössten Fotowettbewerb. Im Interview erzählt der Hobbyfotograf, wie die Fotografie seine Reisen zu Abenteuern macht und wie er Emotionen in Bildern festhält.
«Einsam im Ozean.», © Marco Gerber
«Einsam im Ozean.», © Marco Gerber

Lieber Marco, herzlichen Glückwunsch zu diesem herausragenden Foto! Erzähl uns von der Person hinter der Kamera.

Vielen Dank! Mein Name ist Marco Gerber, ich bin im Zürcher Oberland aufgewachsen und habe dann etwa fünf Jahre mit meiner Partnerin in Winterthur gewohnt, wo ich als Landschaftsgärtner gearbeitet habe. Vor einem Jahr haben wir alles aufgelöst und den Job gekündigt. Wir haben alles verkauft oder verschenkt und sind einfach los nach Australien. Hier machen wir «work and holiday», also eine Kombination aus reisen und arbeiten. Wir möchten sehr gerne ein paar Jahre hierbleiben.  

Das hört sich spannend an, wie seid ihr dort unterwegs?

Wir sind von Zürich nach Brisbane geflogen und haben dort ein Auto gekauft und etwas ausgebaut. Mit dem sind wir die letzten neun Monate in ganz Australien unterwegs gewesen. Wir sind das schon gewohnt, denn auch in der Schweiz hatten wir einen ausgebauten Van und waren damit viel in Europa unterwegs – vor allem in Frankreich, wo auch das Foto «Einsam im Ozean.» entstanden ist.

Fotograf Marco Gerber unterwegs in Australien, © Marco Gerber
Fotograf Marco Gerber unterwegs in Australien, © Marco Gerber

Und die Kamera ist immer dabei?

Ja, neben der Kamera habe ich auch verschiedene Objektive immer dabei und sogar die Drohne... Ich fotografiere hauptsächlich, wenn ich am Reisen bin. Ein paar tausend Fotos habe ich in den letzten Monaten sicher gesammelt (lacht). 

Das glauben wir sofort, ihr habt in den neun Monaten sicher viel gesehen.

Ja, wir haben sehr viel gesehen. Viele, viele neue Eindrücke. Wir haben ein Allrad-Auto und haben versucht möglichst immer an die Küste heranzufahren und einfach so viele Momente wie möglich mitzunehmen.
Am Great Barrier Reef sind wir zum Beispiel extra auf eine kleine Insel rausgefahren, auf der Babyschildkröten geschlüpft sind. Das wollte ich unbedingt erleben und es wurde ein unglaublich schöner Moment. Das fotografisch festhalten zu können, war für mich ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist.

Schildkröte auf dem Weg zurück ins Meer, © Marco Gerber
Schildkröte auf dem Weg zurück ins Meer, © Marco Gerber

Bist du über das Reisen zur Fotografie gekommen? 

Ja, das kann man so sagen. Ich bin ein sehr visueller Mensch und habe unterwegs einfach verschiedene Dinge fotografisch ausprobiert. Am Anfang war es sehr schwer, das, was man sieht, auf das Foto zu bringen. Ich wollte kein langweiliges Sonnenuntergangsbild haben, das man später nicht mehr anschaut, weil es gar nicht so aussieht, wie es in der Realität war.
Ob ein Foto gut war oder nicht, konnte ich manchmal nicht sicher sagen. Für mich hat vielmehr gezählt, dass ich gewisse Emotionen hatte, wenn ich es wieder angeschaut habe. Dass es mich in den Moment zurücktransportiert. Es gibt viele Abenteuer hinter den Bildern, die andere anhand des Fotos nicht erkennen, die aber für mich sofort präsent sind, wenn ich die Bilder anschaue. 

Wie schaffst du es, die Emotionen in einem Bild festzuhalten? Was bedeutet das für dich? 

Das bedeutet für mich: Wenn ich ein Foto Monate später wieder anschaue, kommt das Erlebnis wieder hervor. Vielleicht sogar das, was man in dem Moment gefühlt hat, in dem das Foto entstanden ist. Dann habe ich für mich erreicht, die Emotionen auf das Bild zu bringen.
Ich habe viele schöne Bilder, aber das ist nicht das Gleiche. Manchmal fehlt einfach dieses eine Ding, das etwas in mir auslöst. Beim Reisen probiere ich immer wieder aufs Neue, dieses nicht greifbare «Ding» fotografisch einzufangen.

Eindrückliche Grössenverhältnisse an den «Twelve Apostles» in Australien, © Marco Gerber
Eindrückliche Grössenverhältnisse an den «Twelve Apostles» in Australien, © Marco Gerber

Was bedeutet dir die Fotografie? 

Für mich ist das wie eine Aufgabe, gerade wenn ich am Reisen bin. In der Regel schaue ich vorab: Was möchte ich fotografieren? Und dann passe ich die Route daran an. Ich finde es besonders spannend, wenn man mal am Morgen oder mitten in der Nacht aufsteht, um zum Beispiel die Milchstrasse an einem besonderen Ort zu fotografieren. Die Fotografie macht für mich aus einer Reise ein Abenteuer. Es ist eben keine Standardreise, wo man um acht Uhr Richtung Hotspot startet und dann weiterzieht. Ich glaube, das ist der Hauptaspekt, der die Fotografie für mich so interessant macht. Das ganze Abenteuer um das Bild herum.  

Du hast noch viele andere Fotos eingereicht, darunter auch Architektur- oder Tierfotos. Hast du ein Lieblings-Fotomotiv? 

Ich liebe die Natur- und Landschaftsfotografie und beschäftige mich auch gerne mit der einfachen Astrofotografie. Aber grundsätzlich probiere ich mich an der ganzen Bandbreite. Mir gefallen minimalistische Bilder sehr gut, wo ein Motiv im Fokus steht und sonst nicht viel davon ablenkt. Gerade bei der Landschaftsfotografie fasziniert mich das. Am Meer versuche ich zum Beispiel immer wieder Wellen ganz minimalistisch festzuhalten.

Minimalistisches Foto einer Welle, © Marco Gerber
Minimalistisches Foto einer Welle, © Marco Gerber

Der minimalistische Stil ist dir bei deinem Foto «Einsam im Ozean.» sehr gut gelungen. Wie ist es entstanden? 

Das Foto habe ich in Frankreich aufgenommen. Wir waren dort mit unserem Van unterwegs und sind die ganze französische Küste abgefahren. Spontan haben wir einen guten Kollegen in Cap Ferret getroffen. Er ist mit einigen Surfern befreundet und die haben zufällig jemanden gesucht, der eine Drohne fliegen kann, denn sie wollten einen kleinen Film drehen. Das wurde somit zu meiner Aufgabe. Während des Filmens habe ich gleich festgestellt, dass es sehr eindrückliche Aufnahmen werden: die einzelnen Personen im Wasser, die anrollenden Wellen. Also habe ich den Moment genutzt, um nebenher noch einige Fotos zu machen – darunter dieses. 

Was war an dem Foto die Herausforderung für dich? 

Die beste Bildgestaltung zu finden, damit die Elemente in ihrer Ausrichtung perfekt zusammenpassen, war die grösste Herausforderung. Mich haben die Farbunterschiede im Meer fasziniert. Das war ganz früh am Morgen, zum Sonnenaufgang. Die Sonne zauberte diese selektiven, helleren Partien in die Wellen. Es war schwer, den Moment abzupassen, in dem die anrollenden Wellen mit ihren Farbunterschieden und die Surfer «kollidierten».    

Was bedeutet dir das Foto? 

Es ist eines meiner Lieblingsbilder, von allen, die ich habe. Ich hatte es auch als Wandbild bei mir zuhause hängen. Seit wir unterwegs sind, hängt es bei meinem Bruder in der Stube. Es erinnert mich einfach an diesen gesamten Trip. Ich glaube wir waren fünf Wochen an der französischen Küste unterwegs und dieses Foto ist eine besonders schöne Erinnerung an die Reise.  

Hat das Foto für dich eine Aussage? 

Ich wollte die Einsamkeit oder Unwichtigkeit des Menschen in dieser grossen, imposanten Landschaft zeigen, in der Unendlichkeit des Ozeans. Man ist irgendwo da draussen und verbringt den Moment bewusst dort, wo man ist – in dieser riesigen, wunderschönen Natur.  

Was gefällt dir selbst am besten an deinem Foto? 

Die Welle. Der Surfer macht das Foto dimensional eindrücklicher, aber für mich ist es der Farbunterschied der anrollenden Welle, der es speziell macht. Ich habe das Bild auch in Schwarzweiss, das finde ich auch sehr schön. Es wirkt irgendwie ganz anders, obwohl es eigentlich das gleiche Foto ist.  

Warum hast du das Foto eingereicht? 

Zum Mitmachen, um zu sehen: Wo steht meine Fotografie? Vielleicht auch, um andere damit zu inspirieren. Es hat mich riesig gefreut, als ich erfahren habe, dass ich unter den Top 30 bin. Es kommt ja oft vor, dass einem selbst die eigene Kunst gefällt, und dem Mami gefällt sie vielleicht auch noch, aber objektiv ist ein Foto vielleicht gar nicht so besonders. Deshalb war das wirklich ein tolles Gefühl, eine besondere Bestätigung, so ein Feedback zu erhalten.

Drohnenaufnahme am Pinnacles Beach in Australien, © Marco Gerber
Drohnenaufnahme am Pinnacles Beach in Australien, © Marco Gerber

Eine Frage zum Schluss: Hast du Ratschläge für Fotoanfänger? Vielleicht auch speziell für Menschen, die sich mit Drohnenfotografie beschäftigen möchten? 

Meidet den Automatikmodus und fotografiert lieber manuell. Probiert einfach aus, was passiert, wenn man die verschiedenen Rädchen verstellt. Die Fotos werden am Anfang nicht perfekt, aber mit jedem Fehler und jeder Unzufriedenheit lernt man und kann es beim nächsten Mal besser machen. So lernt man am schnellsten sehr viel.  

Auch bei den Drohnen gibt es einen automatischen und einen manuellen Modus – immer den manuellen wählen. Wer Videos machen möchte, sollte immer mit Neutraldichte-Filter arbeiten. Das war mein Anfängerfehler: Ich hatte keinen Filter und dadurch immer die falsche Verschlusszeit eingestellt – die Videos wurden nie schön. Mit ND-Filter klappt das viel besser. 

Vielen Dank für das Interview!
Folgen Sie Marco Gerber auf Instagram: @marcomaita

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